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22.10.19 –
Leserbrief zu einem SZ-Bericht über einen Klassenausflug in den Kuhstall am "Weltschulmilchtag" (Ebersberger SZ „Milchbärte im Kuhstall“ 9.10.18)
Genauso wie die Autoindustrie wird auch die Milchindustrie auf der politischen Bühne von mächtigen Lobbyverbänden vertreten. Dass es falsch war, die Interessen der Autobranche quasi zur Staatsräson zu machen, geht uns gerade auf. Bei den Interessen der Agrarverbände, insbesondere der Molkereien, sind wir leider noch nicht so weit. Nur so lässt sich erklären, dass es an unseren Schulen noch immer – wie nach dem Krieg – die kostenlose „Milchspeisung“ gibt. Den Eltern soll sie suggerieren, Molkereiwaren seien für ihre Kinder unerlässlich und gesund; den Nachwuchs konditioniert sie von klein auf Milch und Milchprodukte.
Parallel zur Milchspeisung auf Kosten des Steuerzahlers werden Bauernhöfe mit mehr oder weniger unglücklichen Kühen in die Wandertage eingeplant, um die dort zu besichtigende Verwahrung des „Nutz-Viehs“ als gottgegebene Realität ins kindliche Bewusstsein zu bringen. Man betrachte hierzu Ihr Foto im Bericht über die Schulstunde auf dem Bauernhof am „Weltschulmilchtag“.
Nicht thematisiert werden dürfte beim Kühe-Streicheln allerdings, dass die Tiere in ihrem auf höchstens ein Fünftel ihrer natürlichen Lebenserwartung reduzierten Dasein alljährlich künstlich befruchtet werden. Oder dass man sie von ihren Kälbern trennt - und zwar sofort nach der (auch für nichtmenschliche Tiere!) schmerzhaften Geburt, um ihre Milch industriell zu nützen. Und dass sie weiter Milch geben müssen, während sie schon wieder trächtig sind. Ebenso wenig erwähnt werden dürfte der verheerende Einfluss der Rinderhaltung auf das Klima.
Mit Sicherheit wird auch nicht darüber gesprochen, dass über die Jahrhunderte Milliarden von Menschen ganz ohne Kuhmilch lebten und leben und wesentlich seltener an Osteoporose litten und leiden als wir, die wir unter ständigem Calciumbeschuss durch Kuhmilchprodukte stehen. Genauso wenig wie Thema ist, dass Akne sowie Brust- und Prostatakrebs eindeutig mit dem Milchkonsum korrelieren.
Haben sich diese Erkenntnisse bis zur Schulmilchbauftragten (ja, den Job gibt es wirklich!) und den auf die Klassen losgelassenen Ernährungsfachfrauen wirklich nicht rumgesprochen? Oder warum sonst käuen sie ihr längst widerlegtes Mantra „Das Kalzium und das Eiweiß in der Milch ist wichtig, damit ihr groß und stark werdet. Deswegen müsst ihr Milch trinken!“ alljährlich wieder?
Bettina Goldner
9. Oktober 2019
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