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13.03.21 –
Jedes Jahr mehr Autos, mehr Stau, mehr Lärm – dieses Gefühl haben viele. Aber stimmt das auch? Thomas von Sarnowski, Kreisrat für die Grünen, hat sich von der Kfz-Zulassungsbehörde die Zahlen geholt - und die haben es in sich. Tatsächlich ist der Pkw-Bestand im Landkreis im Laufe des Jahres 2020 von 84.923 auf 86.632 gestiegen. Nur ein kleiner Anstieg? Man muss sich das bildlich vorstellen, meinen die Grünen, und rechnen vor: Wenn man die 1709 zusätzlichen Autos allein aus dem Jahr 2020 Stoßstange an Stoßstange aneinanderreihen würde, käme man auf eine Autoschlange von rund 7,5 Kilometern.
„Man muss sich dabei bewusst machen, dass der Autozuwachs im Landkreis ja nicht brav in der private Garage rumsteht, sondern dass diese 7,5 Kilometer Autoschlange zusätzlich zum alten Pkw-Bestand auf unseren Straßen unterwegs ist, im öffentlichen Raum steht, Parkplätze verknappt und sich durch die Ortsdurchfahrten drängt.“ Dabei sei es keineswegs so, dass plötzlich viele Landkreisbürgerinnen und -bürger ein Zweit- oder Drittauto angeschafft hätten, der Zuwachs lasse sich mit der Bevölkerungszunahme erklären. Von Sarnowski geht es darum, ein neues Problembewusstsein zu schaffen – und um Lösungen: „Wir müssen anerkennen, dass der Landkreis Ebersberg zu den am schnellsten wachsenden Regionen in der Bundesrepublik gehört. Und jede neue Bürgerin oder Bürger im Landkreis bringt auch ein Mobilitätsbedürfnis mit – und eben häufig auch ein eigenes Auto. Doch unsere Ortszentren sind dörflich bis kleinstädtisch geprägt und die Durchfahrten historisch gewachsen, selbst wenn man wollte: Weitere Fahrspuren bringt man da nicht unter. Deshalb brauchen wir jetzt ein Umdenken, eine echte Verkehrswende.“
Was kann man also tun? Für den Grünen-Kreisrat ist klar: „Das Auto wird in unserem ländlich geprägten Landkreis auch in Zukunft eine große Rolle spielen – und dabei auch immer häufiger elektrisch fahren. Aber die Antriebswende beseitigt das Platzproblem nicht. Die eine Lösung gibt es nicht, die Mobilität der Zukunft ist ein bunter Mix: Sharing-Stationen mit Autos, Rädern und Lastenrädern zum Leihen, attraktive Bus- und S-Bahnverbindungen, sowie ein flächendeckendes Netz aus sicheren und alltagstauglichen Radwegen.“
Eine höhere Bevölkerungsdichte habe durchaus auch Vorteile beim Nahverkehrsangebot. Beim Carsharing-Angebot sei der Landkreis bundesweit schon ganz vorne dabei. Wichtig sei jetzt vor allem, dass bei neuen Wohnprojekten die Weichen gleich zu Beginn richtig gestellt werden und weitgehend autofrei geplant werde, wie etwa beim Hölzerbräuquartier in Ebersberg angedacht. Zentrumsnah mit vielen fußläufigen Zielen und gutem Anschluss an die S-Bahn könne man da auf ein eigenes Auto im Alltag leicht verzichten und für gelegentliche Möbeleinkäufe oder Ausflüge auf ein Carsharing-Auto zurückgreifen. Solche Zukunftswohnquartiere bräuchte nach Ansicht des Grünen-Kreisrats jede S-Bahn-Gemeinde, denn immer mehr Menschen wünschten sich ein autofreies Leben.
Großes Potential schlummere noch im Fahrrad, so Sarnowski: „Ob Einkauf, Kinder zum Sport bringen oder zur Arbeit pendeln, mit dem anhaltend starken E-Bike- und Lastenrad-Boom ergeben sich ganz neue Möglichkeiten auch größere Lasten bequem zu transportieren und längere Strecken zurückzulegen. Dieses Potential sollten wir jetzt entfesseln, indem wir zum Beispiel den Lastenradkauf öffentlich fördern.“ München mache das bereits seit vielen Jahren, und die Grünen wollen auch bundesweit eine Lastenradförderung von bis zu 1000€ einführen. Der grüne Politiker fordert, die Verkehrswende mutig anzugehen: „Wir haben jetzt die Möglichkeit zu entscheiden, wie sich der Landkreis entwickeln soll, mehr Autos und mehr Stau - oder lebenswertere Ortskerne und echter Klimaschutz? Wenn wir nicht gegensteuern, dann bekommen wir Jahr für Jahr eine zusätzliche Autoschlange von 7,5km Blech dazu. Wer will das ernsthaft? Das müssen wir ändern.“
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