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03.07.12 –
Mit nur einer Hauptamtlichen - Frau Anne Cohrs - und weit über 20 ehrenamtlichen HelferInnen versucht der Verein, die zahlreichen sich ergebenden Aufgaben zu bewältigen. In unserem dritten "Ebersberger Gespräch" berichteten Frau Cohrs, der afghanische Asylbewerber Mr. Zeidi, und mehrere Ehrenamtliche über die derzeitige Situation.
Neben der Hilfe bei der Wohnraumsuche, (für die eine bislang noch unterbesetzte Stelle im Landratsamt zuständig ist), gibt der Verein vor allem Hilfestellungen im täglichen Leben, beim Einkaufen, bei den Behördengängen, bei der Integration im sozialen Umfeld und, am allerwichtigsten, bei der Vermittlung der dafür nötigen Deutschkenntnisse. Seit Ende letzten Jahres suchen zunehmend Flüchtlinge aus Afghanistan Schutz in Deutschland, seit dem Bürgerkrieg in Syrien auch vermehrt Menschen aus dem Nahen Osten, erläuterte Cohrs. Der Landkreis hat eine Aufnahmequote von 106 Asylbewerbern; rund die Hälfte wurde bisher zugewiesen. Sammelunterkünfte gibt es bei uns nicht und sind politisch auch nicht gewollt, weshalb andere Unterbringungen gesucht werden müssen. Dank intensiver Bemühungen und oft auch erst nach zähem Ringen konnten in Ebersberg, Grafing, Vaterstetten und Emmering, sowie nun auch in Aßling, Unterkünfte für kleine Gruppen oder Familien gefunden werden. Die ultima ratio eines Sammellagers in einer Turnhalle ist damit vorerst vom Tisch.
Auf Ehrenamtliche angewiesen
Die meisten der Flüchtlinge haben erste Anhörungsgespräche bereits hinter sich, eine Familie hat das Bleiberecht bekommen. Immerhin vergehen oft Monate bis zur Anhörung und Jahre bis zum Entscheid. Die Aussichten auf Anerkennung des Asylanspruchs sind laut Frau Cohrs niedrig. Eher sei zu erwarten, dass vorläufiger Abschiebeschutz aus humanitären Gründen gewährt wird. Wer eine solche "Duldung" hat, muss sich selbst eine Wohnung suchen, hat das Recht auf Deutschkurse und einen beschränkten Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt. Dies alles besteht noch nicht, solange das Verfahren läuft. In dieser Zeit sind die oft schwer traumatisierten Menschen, die lange Fluchtwege hinter sich haben, auf das persönliche Engagement von Menschen angewiesen, die unbürokratisch und unbezahlt praktische Hilfe leisten: wie etwa Friederike Häußler, die seit Jahrzehnten Nachhilfe und Unterricht in der Ausländerhilfe erteilt, wie Monika Gnahn, die an der vhs einer Gruppe von jungen Männern und demnächst von jungen Frauen Informatikkurse gibt, oder wie zahlreiche andere, die Deutsch unterrichten, Mitfahrgelegenheiten anbieten und bei Einkäufen und Behördengängen helfen.
Flüchtlinge sehnen sich nach Betätigung
Wie gut dieser Unterricht sein muss und wie wissbegierig die Schüler sind, ließ sich am Mienenspiel von Mr. Zeidi ablesen, der die Gespräche gespannt verfolgte. Teils in perfektem Englisch und - obwohl erst acht Monate im Lande - teils in gut verständlichem Deutsch sagte er, dass er bei den deutschen Behörden zuvorkommend behandelt wurde und dass er dankbar für seine Aufnahme in Ebersberg sei. Aber der Schuh drückt trotzdem: zum Nichtstun verdammt zu sein, fällt ihm sehr schwer. Mehr soziale Kontakte würden sich er und seine Landsleute erhoffen, und einen strukturierten Tagesablauf. Unentgeltlich eine Tätigkeit auszuüben, wenn möglich sogar eine, die mit ihrem bisherigen Beruf in Beziehung steht, wäre, was sich die meisten wünschen. Dass dies in Einzelfällen möglich ist, erläuterte Cohrs am Beispiel einer jungen Frau; aber die Vorschriften seien streng.
Sowohl in diesem Bereich, wie in vielen anderen wäre die private Hilfe jedoch durchaus noch ausbaufähig. Die Schulen, wurde in der lebhaften Diskussion angeregt, könnten als soziale Kontaktstellen fungieren (z.B. besuchen von den Ebersberger Asylbewerbern drei die Mittelschule), man könnte alte Fahrräder reparieren und zur Verfügung stellten, sportliche Tätigkeiten, auch außerhalb der Vereine, könnten koordiniert und eine Internetseite erstellt werden, auf der alles Wichtige steht.
Noch viel zu tun, also. Wer hat Kraft, Zeit und Lust sich einzubringen? Viele könnten noch dazu beitragen, Menschen auf der Flucht, die es zu uns verschlagen hat, den Aufenthalt im fremden Land Deutschland menschenwürdiger und erträglicher, vielleicht so gar hie und da wirklich schön zu machen.
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