Bündnis 90/Die Grünen

im Landkreis Ebersberg

Tiefengeothermie

Der Energieschatz unter unseren Füßen

26.03.23 –

Ein riesiger Energieschatz schlummert in der Tiefe. Doch es ist schwer, neue Projekte wie in Vaterstetten umzusetzen. Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund und Helmut Mangold, berichteten, wie es in ihrer Pioniergemeinde gelungen ist.

Unser Landtagskandidat, Thomas von Sarnowski lud Susanna Tausendfreund (1. Bürgermeisterin in Pullach) und Helmut Mangold  (Geschäftsführer der Innovative Energie Pullach) ein, um mehr über die Geothermie zu erfahren und um praktische Hinweise zu bekommen. Im Gasthof zur Landlust in Vaterstetten kamen über 50 interessierte Gäste und beteiligten sich rege an der Diskussion. Der Ort Vaterstetten wurde mit Bedacht gewählt, denn hier versucht die Gemeinde bereits in die Geothermie einzusteigen und hat sich einen Claim gesichert. Darüber berichtete Gemeinderat Stefan Ruoff.

Pioniergemeinde Pullach

Pullach gilt als Pioniergemeinde im Großraum München bei der geothermischen Wärmeversorgung. In Pullach gab es 2006 die ersten Probebohrungen – der erste Versuch im Münchner Umland. „Die Entscheidung in Pullach, das Projekt nicht an die „Großen“ (Bayernwerke, Stadtwerke…) abzugeben, sondern es selbst als 100%ige Tochter der Gemeinde als GmbH zu betreiben, war auch in der Rückschau absolut richtig.“ so Susanna Tausendfreund. Der einzige Fehler aus heutiger Sicht war es, die Geothermie als kleines Projekt anzusetzen. Deshalb die dringende Empfehlung der Pullacher Bürgermeisterin, die Geothermie als eigenes Projekt in den Gemeinden behalten. Bis heute wurde die Geothermie-Versorgung in Pullach mehrfach erweitert und ist längst zu einem Großprojekt geworden.

Helmut Mangold freut sich immer, um in Geothermie-Veranstaltungen Vorurteile auszuräumen. Er erläuterte die Technik: Die Energie ist unter unseren Füßen, ab 3.000 Metern Tiefe ist es dort heißer als 100 Grad – diese Energie ist vorhanden und muss nur abgezapft werden. Warmes Wasser wird hoch gepumpt, die Wärme genutzt und das Wasser wieder nach unten geleitet. Der Kreislauf ist geschlossen. Das bedeutet, das Wasser wird nicht verschmutzt. Ein nachhaltiger Wasser/Wärmekreislauf also. Der Wirkungsgrad in Pullach 1:20 (also aus 1 Einheit Strom werden 20 Wärmeeinheiten).

Geothermie im Raum München

Rund um München gibt es 20 Geothermie Heizkraftwerke. Die Geothermie ist teuer in der Anschaffung, aber günstig in der Laufzeit und sollte am besten durchgehend laufen. Auch im Sommer – daher ist eine große Vernetzung wichtig, um die Wärme über Netze großflächig zu verteilen.

Beispiel Stadt München: In der Umgebung gibt es etliche Geothermie-Projekte, die Wärme kommt aber nicht in München an, weil die Orte im Umkreis von München die Energie bereits selbst benötigen. München müsste daher selbst im Umkreis eigene Bohrungen anstreben, um sich zu dekarbonisieren.

Finanzierung

Zahlreiche Gäste hatten viele Fragen, insbesondere über die Finanzierung. In Pullach wurde die Geothermie mit Eigenmitteln und Fremdkapital finanziert. Dabei handelt es sich um rentierliche Schulden, die durch den Betrieb wieder erwirtschaftet werden. Insgesamt über die Jahre hinweg,  war ein 3-stelliger Millionenbetrag aufzubringen.

Geothermie wird grundsätzlich gefördert mit und ohne Netze. Nicht erneuerbare Wärmenetze werden dagegen nicht gefördert. 

Weil Geothermie aber für eine Kommune wie Vaterstetten eine hohe Investition bedeutet, schlägt Landtagskandidat Thomas von Sarnowski vor: „Der Staat sollte den Kommunen hier zur Seite springen – mit eigenen Probebohrungen und Bürgschaften für die hohen Investitionen. “

Ratschläge aus Pullach

Die Geothermie ist ein Generationenprojekt – die Finanzierung läuft über einen langen Zeitraum - Erweiterungen inbegriffen. Ein Förderantrag sollte immer zusammen für Netz und Geothermie gestellt werden.

Susanna Tausendfreund führte an, dass trotz der hohen Kosten Wärme einen Standortvorteil bedeutet und mittlerweile unabdingbar ist. Wohl nicht umsonst gehört Pullach zu den reichsten Gemeinden in Bayern.

Ökologische Auswirkungen

Es wurde auch nach ökologischen Nebenwirkungen und Risiken gefragt? Helmut Mangold erläuterte, dass das Wasser unangetastet bleibt und nur im Kreislauf gepumpt wird - ohne Zusatzstoffe und dergleichen. Es kann aber kleinere seismografische Beben geben, die aber (meist) nicht spürbar sind. Diese werden durch Spannungen ausgelöst, weil das zurück gepumpte Wasser eine niedrigere Temperatur hat, als in dieser Tiefe herrscht. Deshalb muss die Rückführung des abgekühlten Wassers entfernt von der Entnahmestelle sein.

Wie ist der Stand in Vaterstetten?

Vaterstetten hat bereits vor 10 Jahren versucht in die Geothermie zu investieren, aber damals keine Versicherung für die Probebohrung gefunden. Jetzt wird als Vorbereitung das Nahwärmenetz gerade intensiv ausgebaut – und wird auch immer mehr von den Bürger*innen angenommen. Neubaugebiete wurden direkt dort angeschlossen. Für eigene Bohrungen werden gerade Verhandlungen mit Zorneding und Haar als mögliche Partner geführt. Das Problem hier, es gibt noch keine Wärmenetze in Zorneding und Haar.

Fazit

Helmut Mangold: „Nicht klein denken – der Bedarf ist da. Denkt groß, mehr Netze, mehr Bohrungen! 2020 wurden 300 Millionen in fossile Energien im Landkreis importiert – das könnte man wunderbar in regenerative Energien investieren.“

Von: Waltraud Gruber

Kategorie

Energie und Klima

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