Bündnis 90/Die Grünen

im Landkreis Ebersberg

Offener Brief an das Sozialministerium

Die aktuelle politische Linie der bayerischen Staatsregierung dezentrale Asylbewerberunterkünfte zu schließen und Flüchtlinge in Massenunterkünfte umzusiedeln erzeugt bei den Grünen im Landkreis großen Unmut. Kreissprecher Tobias Vorburg wandte sich

Kreissprecher Tobias Vorburg wandte sich an das Sozialministerum um ein Umdenken in der bayrischen Asylpolitik einzufordern. Antwort erhielt er von MdL Thomas Huber (CSU). In einem offenen Brief widerspricht Tobias Vorburg der "Kulturkampfrhetorik" des Abgeordneten:

13.06.16 –

Sehr geehrte Frau Staatsministerin Müller,

mit großem Unmut  über die Entscheidung aus Ihrem Ressort, dezentrale Asylbewerberunterkünfte zu schließen und die Menschen in Großunterkünften unterzubringen, möchte ich Ihnen nachfolgend aufzeigen, was dies für Folgen hat, sowohl aus Sicht der Asylbewerber, aber auch als Sicht der Helfenden.

Position aus Sicht der Asylbewerber:

- Maßgebend für eine erfolgreiche Integration in unsere Gesellschaft ist der Kontakt zur heimischen Bevölkerung. In Unterkünften, wo z.T. 300 oder gar mehr Menschen untergebracht sind, ist man einer von vielen. Betrachtet man den Hintergrund der traumatisierenden Flucht, sowie die sozikulturellen Faktoren (Repression, Willkür und Diktatur) in den Heimatländern, kommt man schnell zur Erkenntnis, dass es für viele nicht möglich ist, unter dem oben genannten Umstand aktiv den Kontakt zur heimischen Bevölkerung zu suchen. Eine Integration in unsere Gesellschaft, welche auch die Annahme unseres Normen-und Wertesystem beinhaltet, wird dadurch seitens der Staatsregierung aktiv verhindert, an dieser Stelle hilft auch kein Integrationsgesetz.

- Aufgrund Ihrer politischen Entscheidung sind viele Asylbewerber gezwungen worden bzw. werden es, ihre aktuelle Unterkunft zu verlassen und an einem anderen Ort in einer Großunterkunft zu verweilen. Wie frustrierend, ernüchternd und ermüdend muss es sein, bestehende Kontakte in Vereinen oder zu Einzelpersonen aufzugeben, welche mühsam aufgebaut worden sind? Dies wird zur Folge haben, dass sich viele verschließen werden. Integrationsmaßnahmen der Helfer werden konterkariert, ein Integrationsgesetz wird dies nicht  beheben können!

- Verschiedene Kulturen und Religionen, langwierige Asylverfahren, sowie lärmende Unterkünfte sind ein Nährboden für Konflikte. Diese Erkenntnis ist nicht neu; umso unverständlicher, warum dies bewusst ignoriert wird!  Durch Ihr Handeln werden Polizeieinsätze provoziert, Bemühungen um Verständnis der umliegenden Nachbarn und der Gesamtbevölkerung seitens der Landräte, Bürgermeister und weiteren Kommunalpolitiker werden dadurch zur Makulatur erklärt.

- In der Regel werden Unterkünfte dieser Art durch einen Cateringservice versorgt. Dies ist ein herber Rückschritt in der Asylpolitik! Es muss ein Recht des Individuum bleiben, selbst zu entscheiden, wann und was gegessen wird.

 

Position der Helfenden

Seit nun mehr als einem Jahr gehen freiwillige Bürger*innen* tagtäglich an Ihre Grenzen. Mit unermüdlichem Einsatz wird an der Integration in die Bevölkerung gearbeitet, werden Kontakte geknüpft oder vermittelt. Asylbewerber werden nicht durch das Landratsamt betreut, es sind die Helfer vor Ort, die ein offenes Ohr für Probleme haben, Zeit schenken, Deutschkurse organisieren oder z.B. einen Senegalesen ohne  Arbeitserlaubnis in Bayern motivieren, am nächsten Morgen aufzustehen und die Nerven zu bewahren!

Durch Ihr Handeln werden die Helfer einer immensen Belastung ausgesetzt. Es ist eine einfache Logik, dass Helferkreise mit schwindender Mitgliederzahl Unterkünfte mit 30 Menschen effizienter und ressourcenschonender betreuen können als Unterkünfte mit 300 Menschen. Die Entscheidung der Staatsregierung tritt das Engagement Ehrenamtlicher mit Füßen.

 

Wir fordern ein Umdenken in der bayrischen Asylpolitik in eine Richtung, die Integration fördert, Asylbewerber und Helfende wertschätzt und sich der humanitären Herausforderung stellt, Menschen aufzunehmen anstatt abzuschrecken!

Das Integrationsgesetz bindet auch die Regierung und verpflichtet sie, die Integration zu fördern und nicht zu verhindern!

 

Mit freundliche Grüßen

 

Tobias Vorburg

Kreisvorstand Bündnis 90/Die Grünen Kreisverband Ebersberg
Marktgemeinderat Markt Schwaben
Leiter Aktivkreis Flüchtlinge Markt Schwaben

Kategorie

Asyl/Integration

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