Es war eine rundum gelungene Veranstaltung zu der Aßlings Bürgermeisterkandidat Benedikt Mayer und der Germanist Herbert Künzel einluden, eine "Wallfahrt" nach Tuntenhausen, die aber auch als "Wahlfahrt" verstanden werden kann.
06.09.10 –
Auch etliche Regenschauer konnte die gute Laune der gut ausgerüsteten Gruppe nicht verderben, denn so ein literarisches Schmankerl bekommt man nicht alle Tage.
Herbert Künzel war gut vorbereitet. Er hatte etliche Bücher in seinem Rucksack gepackt, die mit der Umgebung und dem Kandidaten in Verbindung stehen, auch mit bayerischer Politik. Bei den Pausen lasen er und Benedikt Mayer passende Passagen daraus vor
- 1. Station: Lena Christ "Die Rumplhanni" vor der Kirche in Niclasreuth. Die ehemalige Glonnerin Lena Christ sucht für ihren Roman eine Umgebung im Südosten Münchens. Glonn soll es nicht sein, aber die Gegend schon. Wenn sie mit dem Zug aus München nach Grafing fährt, ist sie fast wieder zu Hause. Ein paar Stationen weiter kommt sie nach Ostermünchen. Und von hier erschließt sich die Topografie des Romans, die auch den Aßlingern vertraut ist: Schönau, Oed, Vogelried, Niclasreuth etc.
Der Mesner von Niclasreuth ist es auch, mit dem der Hauser-Bauer nach einem Wirtshausbesuch in Schönau nächtens "nach Hause" geht, bevor er vor lauter "Dischgriern" merkt, dass er eigentlich ganz woanders hingehört.
In der Anfangssequenz des Romans wird eine Szene in der Dorfschmiede geschildert, bei der Pferde für den Kriegseinsatz vorbereitet werden. Historischer Hintergrund ist die Mobilmachung im August 1918 zu Beginn des 1.Weltkrieges, in dem für die bayerische Armee 90.000 Pferde requiriert wurden und in dem 200.000 bayerische Soldaten ihr Leben ließen.
- 2. Station: Oskar Maria Graf "Wir sind Gefangene" an einem ehemaligen Bahnwärterhäuschen an der Bahnstrecke zwischen Aßling und Ostermünchen.
Im November 1918 war in München Revolution. In Oskar Maria Grafs autobiographischer Erzählung aus dem Jahr 1927 wird anschaulich, aber auch schonungslos offen geschildert, wie der junge Bohemien in den Strudel der politischen Ereignisse hineingezogen wird.
Die ausgewählte Textstelle zeigt den jungen Graf in den Wirren des 8.November 1918 in München. Die Soldaten in den Kasernen schließen sich der Revolution, auf den Straßen herrscht das Chaos.
Aber in den Wirtshäusern geht es nach wie vor in erster Linie um Schweinshaxn und Bier, und dem jungen Schriftsteller gelingt es nach wie vor nicht, Ordnung in sein turbulentes Leben zu bringen.
- 3. Station: Josef Benno Sailer "Des Bayernkönigs Revolutionstage" unter einer stattlichen Eiche auf einem Feldweg in Ostermünchen.
Als am 8. November Kurt Eisner den Freistaat Bayern proklamiert, verlässt die königliche Familie buchstäblich bei Nacht und Nebel die Residenz. Auf der Flucht Richtung Süden kommt eines der Automobile zwischen Aßling und Ostermünchen von der Straße ab und bleibt im Acker stecken.
Der Münchner Lokalschriftsteller Josef Benno Sailer berichtet darüber in seiner Schrift "Des Bayernkönigs Revolutionstage" von 1919.
- 4. Station: Carl Amery "Die Wallfahrer" am Ortseingangsschild von Tuntenhausen.
Carl Amery erzählt in seinem Roman von vier Jahrhunderten Wallfahrt nach Tuntenhausen, das damit natürlich als Ziel für eine Wanderung, im Kontext der Bürgermeisterwahl ja eher eine "Wahlfahrt", prädestiniert ist.
Chronologisch zu Beginn und auch am Anfang des Romans steht die Geschichte des Andreas Gropp, eines Einsiedlers aus Tirol, der sich 1641 im Anschluss an eine Marianische Vision auf denWeg nach dem ihm "ganz fremde(n)" Tuntenhausen macht, wie es auf dem Votivbild an der Außenseite der Kirche vermerkt ist.
Besonders interessant ist die Darstellung des Auftritts der Redner bei der traditionellen Wallfahrt des katholischen Männervereins Tuntenhausen: Alois Hundhammer und Max Streibl im Wirtshaussaal des Gasthofs Schmid.
In Tuntenhausen angekommen wurde die Wallfahrtsbasilika Mariä Himmelfahrt besucht. Anschließend kehrte die Gesellschaft ein und beendete mit einer geselligen Brotzeit die gut dreistündige Wanderung.
Auf vielen anderen Veranstaltungen wie der Paddeltour oder dem Radausflug hatten die Teilnehmer ausgiebig die Gelegenheit den Aßlinger Bürgermeister-Kandidaten Benedikt Mayer persönlich kennen zu lernen.
Alle waren sich einig, dass die Kombination aus Natur- und Landschaftserlebnis, Literatur und Gesprächen noch lange nachwirken wird.
foto©waltraud.gruber
Von: Herbert Künzel und Waltraud Gruber