Bündnis 90/Die Grünen

im Landkreis Ebersberg

Gedanken zu der Katastrophe in Fukushima

Redebeitrag von Klaus Schöffel, Grünen-Mitglied und stellvertretender BN-Vorsitzender am 4.4.2011 bei der Mahnwache in Kirchseeon

11.04.11 –

Die Katastrophe in den Atomkraftwerken von Fukushima wurde durch ein Erdbeben ausgelöst, Ursache aber war der menschliche Wahn, das "nukleare Feuer" beherrschen zu können.

Dabei ist vergessen worden, dass das nukleare Feuer, also die Entstehung der Elemente Jahrmilliarden vor dem Beginn des Lebens stattgefunden hat. An die auf der Erde noch vorhandene schwache radioaktive Strahlung hat sich das Leben im Lauf der Evolution angepasst. Und auch der große Fusionsreaktor Sonne, der das Leben auf der Erde erst möglich macht, ist weit weg von der lebendigen Erde.

Die AKW-Befürworter und die Förderer eines Fusionsreaktors haben sich mit diesen grundlegenden Fakten wohl nie beschäftigt. Und sie ignorieren die alten Mythen, die auch für unsere Zeit ihre Gültigkeit haben: Der gescheiterte Bau des Turms von Babel, die Sage von Prometheus und nicht zuletzt die Tragödie um Faust zeigen, wohin menschliche Hybris führt.

Der Bund Naturschutz, der größte Umwelt- und Naturschutzverband in Bayern, ist dem Schutz der Lebensgüter verpflichtet. Zu den Schutzzielen gehören u.a. reines Wasser, gesunder Boden, Erhalt der Biodiversität, aber auch der Schutz des Klimas. Der BN müsste somit konsequenterweise ein Befürworter der Kernenergie sein, da bei der Erzeugung von Atomstrom keine Klimagase entstehen. Das ist zumindest die Behauptung, die von den Befürwortern der Atomenergie in die Welt gesetzt und von Politikern bis vor wenigen Monaten noch dümmlich nachgeplappert worden ist. Neben anderen Falschaussagen, wie Atomstrom ist billig oder Atomkraftwerke sind sicher, ist dies eine besonders perfide Lüge.

Richtig ist, dass bei der Stromerzeugung nicht das Klimagas Kohlendioxyd anfällt. Für eine Aussage über die Klimaschädlichkeit von AKWs sind aber alle Prozessschritte zu betrachten, die für den Betrieb eines AKW erforderlich sind.

Für die Herstellung der Brennelemente wird Uran benötigt. Dieses ist in Uran-haltigen Erzen mit nur etwa 0,1 % enthalten. Vom Abbau des Uranerzes über die Aufbereitung und Anreicherung des spaltbaren Urans 235 bis zur Fertigstellung der Brennelemente sind eine Vielzahl von Prozessschritten erforderlich. Nicht zu vergessen die Beseitigung der hoch radioaktiven Abraumhalden, die bei dem Uranerzabbau anfallen. Der Bau und der Abriss (nach dem Ende der Laufzeit) eines AKW, die Wiederaufarbeitung der Brennstäbe sowie die Endlagerung der radioaktiven Abfälle sind ebenfalls zu berücksichtigen. Wenn man in einer Klimabilanz alle diese Schritte quantitativ bewerten würde (wegen der nicht geklärten Endlagerung ist dies derzeit gar nicht möglich) - und jede seriöse Aussage zur Klimafreundlichkeit des Atomstroms muss das tun - kommen grobe Abschätzungen zu dem Ergebnis, dass Atomstrom mehr CO2 erzeugt als beispielsweise moderne Gaskraftwerke. In diesen Studien wurde aber nur die Herstellung der Brennelemente mit den vorhergehenden Arbeitsgängen berücksichtigt. Auf längere Sicht muss auf Gestein zugegriffen werden, welches immer weniger Uran enthält. Somit wird in Zukunft die CO2 Bilanz für Atomstrom immer ungünstiger.

Die Sanierung der strahlenden Hinterlassenschaften des Uranabbaus nach dem 2. Weltkrieg in Thüringen (es wurden ca. 250000 t Uran abgebaut!) durch die Wismut-AG (Abdeckung großer Gesteinshalden, Entsorgung oder Sicherung radioaktiv verseuchter Tümpel) ist seit vielen Jahren im Gang und soll im Jahre 2016 abgeschlossen sein. Der Abbau des AKW Greifswald dauert bereits 15 Jahre. Er soll 2012 beendet sein. Eine quantitative Abschätzung dieser Arbeitsschritte, zu denen auch die schon jetzt geleisteten Vorarbeiten für ein Endlager gehören (Schacht Konrad, Gorleben) steht noch aus. Aber eines steht jetzt schon fest: Die Mär von der klimafreundlichen Kernenergie ist nicht anderes als eine dreiste Falschbehauptung.

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