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24.06.24 –
Neue Heimat für die Wildbienen in Markt Schwaben. Oasen entstehen nun nach und nach; zum Anschauen und Nachmachen.
Markt Schwaben - Schon 78 unterschiedliche Wildbienenarten wurden bisher in Markt Schwaben gesichtet, Studierende der TUM (Technische Uni München) in Weihenstephan hielten im Rahmen einer Kartierung 2023 nach ihnen Ausschau. Derzeit kommen täglich Neue hinzu, da die Kartierung für seine Bachelorarbeit fortgeführt wird. Stand 18. Juni waren es bereits 1515 Beobachtungen (siehe iNaturalist: www.inaturalist.org/projects/wildbienen-in-markt-schwaben). Entdeckt wurden dabei Arten mit wohlklingenden Namen wie die Schwarzglänzende Keulhornbiene, die Goldene Schneckenhausbiene, die Punktierte Wollbiene oder die Senf-Blauschillersandbiene. Einige Arten parasitieren die Nester anderer Wildbienen, wie die Keusche Kuckuckshummel oder die Wiesen-Wespenbiene. 14 Arten stehen auf der Vorwarnliste oder sind als gefährdet bis stark gefährdet eingestuft. „Das ist ein Schatz an Diversität, ein Teil unseres natürlichen Zuhauses, den wir schützen und erhalten müssen“, sagt Natalie Cusimano, die sich federführend um Wildbienen in der Marktgemeinde kümmert. Diese große Vielzahl an summenden Mitbewohnern hat sehr spezielle Ansprüche. „Wie wir Menschen brauchen sie Wohnraum für ihren Nachwuchs, Obdach im Winter und natürlich eine gute kulinarische Versorgung, wobei die Präferenzen sehr unterschiedlich sind“, so die Wissenschaftlerin.
Drei Viertel der Wildbienenarten bewohnen, schreibt sie, unterschiedliche Sorten offener Böden. Nur 20 Prozent nisten in Löchern aller Art, in Totholz, Stängeln, Mauern, Abbruchkanten – hier kommen auch von Menschen gebaute Nisthilfen ins Spiel. Einige Arten bevorzugen die extravagante Unterbringung, zum Beispiel in leeren Schneckenhäusern. In allen diesen Wohnungen überwintern die meisten Arten als Puppe, um im darauffolgenden Jahr zu schlüpfen.
Zu wenig Angebot auf landwirtschaftlichen Flächen
Für ihr leibliches Wohl brauchen die Wildbienen Nektar und für ihren Nachwuchs Pollen oder Öl. Diese finden sie in Blüten bestimmter heimischer Pflanzen, an welche sie exakt angepasst sind – das kann im Spezialfall sogar nur eine einzige Pflanzenart sein. Die Betonung liegt auf heimisch, denn unnatürliche Züchtungen bieten ihnen keinerlei Nahrung. Gemeindeeigene Blühflächen, die vom Bauhof und dem Team Umwelt des Aktivkreises „Natur und Nachhaltigkeit“ angelegt wurden und werden, sowie einige wunderschöne naturnahe Gärten verbessern das lokale Nahrungsangebot aber zunehmend.
Dennoch ist nicht alles optimal: Wildbienen entfernen sich zur Nahrungssuche nämlich nur bis zu 300 Meter von ihrem Nest. Deshalb ist ein gutes Netzwerk aus nah beieinander gelegenen, gerne auch kleinen Blühflächen mit einem entsprechenden Wildbienenbuffet unverzichtbar. Dafür reichen die zu weit voneinander entfernt liegenden gemeindeeigenen Flächen nicht aus – hier wird die Hilfe der Bürger dringend gebraucht. Idealerweise schaffen sie in ihrem Garten und auf ihren Balkonen einen kleinen oder auch größeren Platz, der den harmlosen und freundlichen Wildbienen Nahrung und Wohnraum bietet.
Schaugarten soll Besucher animieren
Um auf diesen Bedarf aufmerksam zu machen, gleichzeitig wertvolle Tipps zu geben und die Schönheit eines Naturgartens zu zeigen, legt der Aktivkreis in Zusammenarbeit mit dem Bauhof unter Leitung des Naturgärtners Nico Müller derzeit vor dem Friedhof eine „Wildbienen-Oase“ an. Der Schaugarten soll zum Verweilen, Beobachten und Verstehen einladen. Wenn jeder Mensch im Rahmen seiner Möglichkeiten kleine Veränderungen vornähme, wäre der Wohnungs- und Nahrungsknappheit der Wildbienen und vieler anderer Insekten leicht abzuhelfen, heißt es.
Stadtgebiete sind heutzutage die letzten Rückzugsorte für heimische Insekten. Pestizide und Überdüngung verhindern das Wachstum der natürlichen Flora und Fauna, weshalb die umgebenden, meist intensiv landwirtschaftlich benutzten Flächen kaum noch Nahrung und Unterschlupf bieten. Und das, obwohl 80 Prozent unserer Nahrungspflanzen durch Insekten bestäubt werden müssen. Beim Bestäuben sind Wildbienen und Schwebfliegen mehr als doppelt so effektiv wie Honigbienen – sie übernehmen ganze 70 Prozent der Arbeitsleistung, auch in unseren Gärten.
Wer möchte, kann bei der Entstehung des Wildbienenschaugartens gerne zuschauen. Wer sich selbst mit einbringen möchte, kann sowohl tatkräftig als auch durch Spenden mithelfen. An Sachspenden werden schöne Wurzelstöcke, Totholz (größere Äste und Stämme), Findlinge sowie Natursteine in rechteckiger Form benötigt. Und da man zur Lösung der Wohnungs- und Nahrungsnot natürlich auch Geld in die Hand nehmen muss, sind finanzielle Zuwendungen ebenso wichtig. Interessierte melden sich gerne beim Aktivkreis Natur & Nachhaltigkeit unter wildbienen@aktivkreise.de.
Die erste Spende für die Wildbienen-Oase überreichte übrigens Alessandra Neumüller im Namen der Orts-Grünen: ein Scheck über 85 Euro aus dem Erlös des Radlbasars.
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