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01.03.20 –
Zugegeben, der Titel der gemeinsamen Veranstaltung des Vereins "Die Kunst, die Welt zu retten" und des GRÜNEN Ortsverbands Grafing war provokativ. Aber auf vielerlei Weise hat sich durch die Einsichten aus dem Vortrag von Agrarprofessor Antonio Andrioli die These bestätigt, die agrarindustrielle Landwirtschaft hat keine Zukunft. Gen-Soja zu Dumpingpreisen ist die Basis für industrielle Massentierhaltung in Europa. Klimaschonende, kleinteiligere Landwirtschaft, wie sie in weiten Teilen Bayerns noch üblich ist, wird mehr und mehr zurück gedrängt. Landratskandidatin Waldtraut Gruber wies in ihrem Grußwort darauf hin, daß 13.860 landwirtschaftliche Familienbetriebe zwischen 2010 und 2018 in Bayern aufgeben mussten.
Thomas Hager begann nach einer kurzen Vorstellung Andreolis mit einem Film über die Federal University of Fronteira Sul. Mit Ihren sechs Standorten über eine Fläche verteilt so groß wie die Bundesrepublik Deutschand wurde innerhalb von 10 Jahren und unter Einsatz von ca. 80 Mio€ für mehr als 10.000 Studenten u.a. 44 Studiengänge zur "Agrarökologie" ermöglicht. Der brasillianische Professor absolivert gerade einen längernen Deutschlandbesuch auf Einladung des Rachel Carson Center der LMU in München. Im Januar wurde er wegen seines unermüdlichen Einsatzes mit dem bayrischen Naturschutzpreis des Bund Naturschutz ausgezeichnet.Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen unter der rechtsradikalen Regierung von Präsident Bolsonaro wird es für Andrioli immer schwerer, seiner wissenschaftlichen Arbeit nachzugehen. Er musste berichten, daß die Regierung 80% der Forschungsgelder von heute auf morgen gestrichen hat. Die Zukunft UFFS konnte im letzten Jahr nur mit Spendengeldern von Brot für die Welt aufrecht erhalten werden. Wie es weiter geht, steht in den Sternen.
Besonders eindringlich warnt Andreoli vor dem Freihandelsabkommen zwischen EU und den Merco-sur-Staaten. Das Abkommen zementiert und setzt seiner Ansicht nach nur fort, was heute schon kritisiert wird: Monokulturen, Entwaldung, Naturzerstörung, Vertreibung indigener Völker, hoher Pestizideinsatz und den Energieverbrauch durch den weltweiten Transport. Durch Schlupflöcher in der Gesetzgebung wird es möglich, Nahrungsmittel in die EU einzuführen, mit chemischen Rückständen von Chemikalien, die in der EU sogar verboten sind.
Große Hoffnungen setzt Andrioli auf die Veränderung der politischen Verhältnisse in Deutschland mit einer GRÜNEN Regierungsbeteiligung. Nur so ist aus seiner Sicht mehr Klimagerechtigkeit und faire Handelspolitik möglich, die Bauern auf beiden Seiten des Atlanik ein langfristiges Auskommen sichert. Für den Landkreis könnte die von Waltraud Gruber vorgeschlagene Ökomodellregion ein weiterer Baustein zu einer zukunftsfähigen Landwirtschaft auch in Ebersberg sein.
Besonders gefreut hat sich Andreoli über die Verbindung von Kunst und wissenschafltichem Vortrag. Sofia Knopf aus Forstinning und Zebob4 umrahmten Vortrag und Diskussion mit eindrucksvoller Musik.
Die Gelegenheit zum Austausch nutzten viele Gäste auch nach dem Ende des offiziellen Teils der Veranstaltung.
Hermann Maier
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