Bündnis 90/Die Grünen

im Landkreis Ebersberg

Mammut-Job der Landkreis-Tierschützer

Partner in unserem ersten "Ebersberger Gespräch" war der Tierschutzverein des Landkreises. Dass er vielerlei Probleme hat, war uns klar. Welcher Mammut-Aufgabe - das Bild aus der Tierwelt drängt sich auf - sich die Aktiven des Vereins gegenübersehen,

12.05.11 –

Von den rund 600Mitgliedern des Vereins, berichtete die erste Vorsitzende Evelyn Bauer, seien weniger als zehn aktiv. Da es im Landkreis immer noch kein Tierschutzheim gibt, werden die jährlich rund 500 Fund- oder abgegebenen Tiere auf private Haushalte verteilt. Derzeit verfügt der Verein nur noch über vier solche Pflegestellen.

Wie Frau Silvia Thanhofer, die zweite Vorsitzende, erzählte, versorgt allein sie ständig rund fünfzig Kleintiere wie Meerscheinchen, Hasen und Vögel bei sich zu Hause. Ganz zu schweigen von ihren eigenen Katzen, die sie natürlich streng vom Papagei - einem langjährigen Gast - getrennt halten muss, wie auch von den jungen Mauerseglern, die sie auf der Toilette aufpäppelt. 

Fast alle Betreiberinnen der Pflegestellen sind berufstätig. Wenn sie abends heimkommen,müssen erst einmal die Katzentoiletten gereinigt, die Streu für die Hamster erneuert und der Vogelkot entfernt werden. Damit, dass das Wohnzimmersofa von tobenden Katzen zerkratzt oder die Vorhänge eingerissen sind, hat man sich abgefunden. Inzwischen konnten wenigstens auf Vereinskosten Putzhilfen eingestellt werden und die Futter- und Tierarztkosten werden natürlich auch ersetzt. Auch die Ausgaben für Strom, Wasser und Waschmittel steigen aber deutlich durch die vierbeinigen Gäste. Größer noch als der finanzielle Aufwand ist jedoch das ideelle Engagement. "Bei uns gibt es keinen Urlaub und eigentlich keine Freizeit", berichtete Frau Thanhofer. Wir müssen rund um die Uhr einsatzbereit sein." Jungvögel, die alle zwei Stunden gefüttert werden müssen, trage sie gelegentlich sogar mit sich herum.

Auf dem Nottelefon, das Frau Bauer beantwortet, und auf dem Festnetzanschluss gehen jährlich rund tausend Anrufe ein. Nicht selten bimmelt es nachts und manchmal haben Anrufer so völlig abwegige Ansinnen, wie zum Beispiel, dass eine Krähe oder eine großen Katze aus ihrem Garten verscheucht werden solle.

Für das Einfangen von Hunden betrachten sich nicht etwa die Polizei oder die Feuerwehr als zuständig - in der Praxis hat es sich jedenfalls eingebürgert den Tierschutzverein zu rufen, wenn irgendwo im Landkreis ein streunender Hund gesichtet wird. Die Ehrenamtlichen müssen dann schleunigst zu der Stelle fahren, den unbekannten Hund einfangen und sich darum kümmern, dass er ins Tierheim München Riem kommt, bis sein Besitzer sich meldet. Jeder Tag "Pension" in Riem kostet den Ebersberger Tierschutzverein 14 €.

Eine Hauptaufgabe sieht der Tierschutzverein im Kastrieren von Katzen. Gelegentlich muss mit Engelszungen auf Bauern eingeredet werden, ihre Katzen kastrieren oder kranke Tiere behandeln zu lassen. Dabei trägt meistens der Tierschutzverein die Kosten für die Behandlungen. Jeden Montag stellen die Aktiven Fallen auf und am Dienstag werden die Katzen kastriert - im Jahr etwa 400 Tiere. Durch diese Aktion haben sich die Zahl der Katzen und das Katzenelend schon deutlich verringert. Dass manche Bauern junge Katzen in der Odelgrube "entsorgen", gehört - hoffentlich - der Vergangenheit an.

Tierheim muss gebaut werden!

Wie finanziert sich der Tierschutzverein überhaupt? Ein großes Anliegen von Frau Bauer ist, dass er immer schwarze Zahlen schreibt. Sie kommen zustande durch die - sehr moderaten - Mitgliedsbeiträge, Spendenaktionen, eine  Pauschale der Landkreis-Kommunen von 20 Cent pro Einwohner sowie gelegentliche Großspenden aus der eigenen Tasche der Aktiven. Den jährlichen Ausgaben von 83 000 € steht ein Zuschuss aus dem Haushalt der Kommunen von gerade einmal 25.000 € gegenüber.

Noch immer hat Ebersberg als einer der letzten Landkreise deshalb kein eigenes Tierheim. Ein 2600 Quadratmeter großes Grundstück im Gewerbegebiet an der Anzinger Siedlung konnte der Tierschutzverein letztes Jahr durch mehrere Erbschaften finanzieren. Nun hofft man, dass endlich auch die Planung des Hauses vorangeht. Planungssicherheit gibt es aber nur, wenn die Gemeinden ihre Beiträge ganz erheblich erhöhen. Bei einer diesbezüglichen Besprechung wurde dem Verein Verständnis und Wohlwollen signalisiert.

Nächste Woche will der Verein einen Kostenvoranschlag erstellen lassen. Wie schnell es dann vorangeht mit einem Heim für 60 bis 80 Katzen, drei bis vier Fundhunden sowie Vögeln und anderen Kleintieren, liegt weitgehend in der Hand der Kommunen.

Das einhellige Fazit der ZuhörerInnen nach diesem Abend: Den Tieren und den Ehrenamtlichen, die sich um sie kümmern, sollte so schnell wie möglich geholfen werden. Die jetzige Situation ist eines reichen Landkreises wie des unseren unwürdig. "Die meisten von uns bekleiden diverse Ehrenämter", sagte eine Teilnehmerin. "Aber was hier den Aktiven abverlangt wird, geht zu weit. Das grenzt an Selbstaufgabe."

Von: Bettina Goldner

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