Menü
26.12.23 –
Josef Rüegg, der Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbandes Ebersberg, führte auf Einladung des OV Grafing der Grünen, eine Gruppe ökologisch Interessierter durch das Brucker Moos. Ende Juli 2023 trafen wir uns in Alxing zu einer Radltour durch dieses interessante Moor.
Josef Rüegg ist ein ausgesprochenen Moorexperte, denn er hat sogar ein Buch über dieses Kleinod geschrieben. Daher konnte er fachkundig die Entstehungsgeschichte in der letzten Eiszeit erklären. Heute sehen wir ein Mosaik aus Niedermooren (mit Einfluss von Grundwasser) und Hochmooren (ausschließlich von Niederschlägen gespeist), beides ökologisch wertvolle Biotoptypen, die vom Wasser geprägt sind.
Doch leider ist das Moor, das wir heute sehen, in vielen Bereichen nicht mehr in einem ökologisch hochwertigen Zustand. Grund ist, dass das Moor seit 1850 durch einen Erlaß der Obrigkeit, in mühsamer Handarbeit systematisch entwässert werden musste, um landwirtschaftliche Nutzflächen für die durch Hungersnöte geplagte, stark wachsende Bevölkerung, zu schaffen. Zudem wurde Torf als Heizmaterial gestochen. Hierzu muss man wissen, dass in einem intakten Hochmoor die Torfbildung durch das Wachstum der typischen Torfmoose nur 1mm pro Jahr beträgt. Wenn also ein Moor eine Mächtigkeit von 6m hat, ist es ca. 6000 Jahre lang gewachsen.
Rüegg erklärte, dass Intakte, also nasse Moore doppelt so viel CO2 speichern können wie Wald. 1,2 Tonnen CO2 kann 1 Hektar Moor binden – allerdings immer nur dann, wenn der Wasserspiegel im Moor hoch ist. Wird ein Moor dagegen entwässert, gibt das Moor außer CO2 auch noch die äußerst klimaschädlichen Gase Methan und Lachgas in die Atmosphäre ab und verstärkt dadurch den Klimawandel.
Ziel des Landschaftspflegeverbandes ist es also, Flächen im Moor – in Abstimmung mit den Grundstückseigentümern wieder zu vernässen. Außerdem kauft der Landkreis Ebersberg mit finanzieller Unterstützung des Bayer. Naturschutzfonds Flächen im Moor auf, die dann wieder vernässt werden. Dies geschieht z.B. durch Verschließen der Entwässerungsgräben.
In Mooren leben einige Tier- und Pflanzenarten, die nur in diesem Biotoptyp vorkommen. Sie sind Spezialisten für speziell an diese nassen Standorte angepasst sind.
Am Schluss radelten wir zu einem weiteren besonderen Biotoptyp, die Gutterstätter Streuwiesen. Diese haben ihren Namen daher, dass die Landwirte früher den Aufwuchs dieser nassen „sauren“ Wiesen als Einstreu für die Ställe nutzten. Denn die typischen Sauergräser wie Binsen und Seggen schmecken dem Vieh nicht.
Solche Streuwiesen waren früher großflächig im Brucker Moos vorhanden. Sie beherbergen ca. 120 verschiedene Pflanzenarten und gelten damit als die artenreichsten Biotope überhaupt.
Wir erkennen sie leicht an den typischen Pflanzenarten wie z.B. Kohldisteln und dem Wiesenknopf.
Josef Rüegg erzählte uns eine super spannende Geschichte von einer Lebensgemeinschaft in der Streuwiese. Ein kleiner blauer Schmetterling, der Wiesenknopfameisenbläuling legt seine Eier ausschließlich auf dem Wiesenknopf, einer typischen Pflanze mit knopfartigem Blütenstand, ab. Seine Raupen mögen nur diese eine Futterpflanzen. Ist die Raupe satt gefressen lässt sie sich fallen und verströmt einen Duft, auf den die sog. Knotenameise steht. Daher wird die Raupe von den Ameisen in deren unterirdisches Nest getragen. Dort frisst die Schmetterlingsraupe dann aber gemeinerweise die Larven der Ameise auf, bis sich die Raupe irgendwann an die Oberfläche begibt und in einen Schmetterling verwandelt.
Diese lehrreiche und spannende Radltour ließen wir anschließend bei einem geselligen Beisammensein beim Griechen in Grafing Bahnhof ausklingen.
Renate Wenning
Kategorie
Diese Website ist gemacht mit TYPO3 GRÜNE, einem kostenlosen TYPO3-Template für alle Gliederungen von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
TYPO3 und sein Logo sind Marken der TYPO3 Association.